Tantalos im Teich der Qualen
WER?
Hauptgestalten:
Tantalos und die Götter
Nebengestalten:
Pelops, der Sohn von Tantalos
Götter:
eigentlich alle; speziell wichtig: Zeus (Vater von Tantalos), Demeter und Hades
WAS?
Kurzgefasst:
Tantalos war ein Sohn des Göttervaters Zeus und obwohl er sterblich war, war er bei den Göttern immer sehr willkommen. Doch die Anerkennung der Götter liess ihn mit der Zeit leichtsinnig werden. Er fing an, das Wissen und die Unfehlbarkeit der Götter zu hinterfragen und erzählte ihre Geheimnisse den Sterblichen. Die Götter verstiessen Tantalos in einen Teich in der Unterwelt, in dem er für immer gefangen war und wo er bestraft wurde. Hatte er Durst, wich das Wasser von ihm weg. Hatte er Hunger, waren die Früchte an dem Baum über ihm zu weit weg. Und ständig bestand die Gefahr, dass ein Felsbrocken auf ihn herunterfallen könnte.
Ausführlich:
Ein Sohn des Zeus, Tantalos, war reich und berühmt. Wegen seiner hohen Abstammung war er mit den Göttern befreundet, immer willkommen bei ihnen und er durfte sogar mit ihnen essen und alles mitanhören, was sie besprachen. Doch mit der Zeit wurde er immer leichtsinniger und er konnte nicht mehr mit dem ganzen "Ruhm" umgehen. Er fing an, den Sterblichen die Geheimnisse der Götter zu erzählen, stiel von ihnen Nektar und Ambrosia und verteilte es unter den Menschen.
In seinem Leichtsinn lud er die Götter ein. Um ihre Allwissenheit zu testen, liess er seinen eigenen Sohn Pelops schlachten und zurichten. Demeter war der einzige, der davon probierte und ein Schulterblatt ass. Die anderen Götter liessen sich nicht täuschen und warfen die zerstückelten Glieder des Jungen in einen Kessel und die Parze Klotho zog ihn wieder heil heraus. Anstatt der verzehrten Schulter hatte er nun eine aus Elfenbein.
Mit dieser Tat hatte Tantalos das Fass zum überlaufen gebracht und er wurde von den Göttern in die Hölle zu Hades gestossen. Er stand mitten in einem Teich, in dem er für immer gefangen und tödlichen Qualen ausgesetzt war. Sobald er trinken wollte, ging das Wasser unter ihm zurück. Über ihm am Ufer hingen die saftigsten Früchte, doch jedes Mal, wenn er Hunger hatte und eine nehmen wollte, kam ein Windstoss und riss die Zweige hoch.
Doch das waren nicht alle Qualen. Dazu kam ein grosses Felsenstück, das über ihm hing und ständig drohte, auf ihn herabzustürzen. Das waren die dreifach Qualen, denen er für immer in der Unterwelt ausgesetzt war.
Tantalos, gemalt von Gioacchino Assereto 1630/1640
- „Auch den Tantalos sah ich, mit schweren Qualen belastet.
- Mitten im Teiche stand er, den Kinn von der Welle bespület,
- Lechzte hinab vor Durst, und konnte zum Trinken nicht kommen.
- Denn so oft sich der Greis hinbückte, die Zunge zu kühlen;
- Schwand das versiegende Wasser hinweg, und rings um die Füße
- Zeigte sich schwarzer Sand, getrocknet vom feindlichen Dämon.
- Fruchtbare Bäume neigten um seine Scheitel die Zweige,
- Voll balsamischer Birnen, Granaten und grüner Oliven,
- Oder voll süßer Feigen und rötlichgesprenkelter Äpfel.
- Aber sobald sich der Greis aufreckte, der Früchte zu pflücken;
- Wirbelte plötzlich der Sturm sie empor zu den schattigen Wolken.“
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- (Aus der Odyssee, nach der Übersetzung von Johann Heinrich Voss)