Mittwoch, 30. Oktober 2013

Werther: Brief am 1. Juli

"Ist es nicht genug, dass wir einander nicht glücklich machen können, müssen wir auch noch einander das Vergnügen rauben, das jedes Herz sich nicht manchmal selbst gewähren kann."

Wir können uns gegenseitig nicht glücklich machen? Zwei Menschen, die sich lieben, Zeit miteinander verbringen, zusammen wohnen und vielleicht sogar heiraten - bezeichnen wir nicht das als Glück? Man steckt so viel in eine Beziehung, weil man den Partner nicht verlieren will. Muss vielleicht sogar Opfer bringen und auf Dinge verzichten. Könnte das damit gemeint sein? Dass es den "perfekten" Partner gar nicht gibt? Den "Traummann", wie wir ihn uns vorstellen?
Gedanken, wie schön die Beziehung sein wird und wie gut sich alles anfühlen würde. Am Anfang ist es dann vielleicht auch genau so. Man schwebt auf Wolke sieben und der Freund oder die Freundin steht immer im Zentrum und alles dreht sich um ihn/sie. Doch mit der Zeit lernt man die Fehler des Anderen kennen und das Gefühl von ganz am Anfang wird immer kleiner. Man beginnt, sich wieder mehr Gedanken über sich selbst zu machen und richtet nicht alles nach den Wünschen des Freundes/der Freundin. Zweifel kommen auf, ob es der/die Richtige war und der eine empfindet plötzlich nicht mehr so viel, wie der andere für ihn. Es entsteht ein Abgrund, der immer grösser wird, bis es nicht mehr auszuhalten ist und man sich trennt. Der eine meistens unglücklicher als der andere.