Montag, 3. Februar 2014

Hah Taew - Mein erstes Tattoo



Die feuchte Hitze lässt mich aus allen Poren schwitzen und der thailändische Verkehr kommt mir noch chaotischer vor als sonst. Hinzu kommt das flaue Kribbeln im Bauch, das ich nicht ausschalten kann.
Ich bin auf dem Weg zu einem der Bamboo Studios in Khao Lak, um mir mein erstes Tattoo stechen zu lassen. Noch eine Viertelstunde und ich werde mit einer Farbe bemalt sein, die sich nie mehr wegwaschen lässt. Langsam nähere ich mich dem Studio, das offen und hell an der Haupstrasse liegt, direkt neben einem kleinen Supermarkt und einer Bilderlergalerie, wo man den Künstlern von der Strasse aus beim Malen zusehen kann. Im Schlepptau habe ich meine Eltern und meine beiden Brüder, die mich mental unterstützen. 
Mist, wir stehen vor dem Studio, das ziemlich geschlossen aussieht. Es ist 14:50 Uhr und meinen Termin habe ich um 15:00. Erste Panikgedanken rasen mir durch den Kopf: Was wenn der Tätowierer  nicht kommt? Hat er es etwa vergessen? Nein, ich habe gesehen, dass er den Termin in die Agenda eingetragen hat. Wenn er nicht kommt, ist mein langersehntes Tattoo Geschichte, denn morgen fliegen wir nach Bangkok und in vier Tagen zurück in die Schweiz. Er muss kommen!
Nach 10 Minuten Warten und Zittern kommt der Tätowierer auf einer Harley auf den Parkplatz gefahren. Da wir in Thailand sind - natürlich ohne Helm! Er begrüsst uns und nachdem er in 5 Minuten alles vorbereitet hat, können wir ins Studio. Die Schuhe lässt man draussen, auch etwas, das man in Thailand nicht selten sieht. Der Tätowierer wirkt ruhig und freundlich und meine Anspannung rückt etwas in den Hintergrund, da alles sehr schnell geht. Wir machen kurz ab, wo ich das Tattoo genau will und schon sitze ich auf einem viereckigen Kissen auf dem Boden und auf den Knien habe ich ein dreieckiges Kissen, um meine Arme abzustützen. Ich schaue über die linke Schulter und frage mich ein letztes Mal, was es für ein Schmerz sein wird. Denn das Tattoo wird nicht mit einer üblichen Tattoomaschine gemacht, wie wir es kennen, sondern mit einem Bambusstab von Hand. Es ist eines von vielen Yantra Tätowierungen, die traditionell in Südostasien praktiziert werden und eine Mischung aus der Schrift der alten Khmer und der buddhistischen Pali-Schrift sind. Wie ein Talisman soll es dem Träger Schutz und Glück verleihen und das Böse von ihm fernhalten.
Der Tätowierer desinfiziert meine Schulter mit einer kalten Flüssigkeit. Dann spüre ich leichte, schnelle Pickser wie von einer Nadel. Ich warte darauf, dass es schlimmer wird, doch der Schmerz, wenn man es überhaupt so nennen kann, ist erträglich. Nur ab und zu ist es etwas unangenehm, wenn die Nadel über eine schon tätowierte Stelle geht. Nach 45 Minuten, die wie im Flug vergangen sind, ist es fertig. Ich schaue es sofort im Spiegel an und bin erstaunt, dass es kaum gerötet ist. 
Nach dem Zahlen bedanke ich mich beim Tätowierer mit einem Khop Khun Khaa und verlasse das Studio überglücklich.


1 Kommentar:

  1. Du hast in deinem Blogeintrag sehr umfangreich die Situation beschrieben und lässt den Leser mit dir in Thailand eintauchen. So ging's mir jedenfalls. Mir hat's sehr gefallen. :D Die Bilder und das Video sind auch toll. Was ich mich noch gefragt habe ist, ob du das auf dem Video bist. (Auch weil keine Unterschrift vorhanden ist) :)

    AntwortenLöschen